Wo der Himmel, da ist die Hölle nicht weit


Der Sonntagsaufsatz von Gerhard Bauer, „das Himmelreich auf Erden „. Zum Nachdenken allemal geeignet!

One response to this post.

  1. Posted by Suum Cuique on 27. Januar 2013 at 13:49

    Johann Wolfgang von Goethe

    Das Göttliche

    Edel sei der Mensch,
    hilfreich und gut!
    Denn das allein
    unterscheidet ihn
    von allen Wesen,
    die wir kennen.

    Heil den unbekannten
    höhern Wesen,
    die wir ahnen!
    Ihnen gleiche der Mensch!
    Sein Beispiel lehr‘ uns
    jene glauben.

    Denn unfühlend
    ist die Natur:
    Es leuchtet die Sonne
    über Bös‘ und Gute,
    und dem Verbrecher
    glänzen wie dem Besten
    der Mond und die Sterne.

    Wind und Ströme,
    Donner und Hagel
    tauschen ihren Weg
    und ergreifen
    vorübereilend
    einen um den andern.

    Auch so das Glück
    tappt unter die Menge,
    faßt bald des Knaben
    lockige Unschuld,
    bald auch den kahlen
    schuldigen Scheitel.

    Nach ewigen, ehrnen,
    großen Gesetzen
    müssen wir alle
    unseres Daseins
    Kreise vollenden.

    Nur allein der Mensch
    vermag das Unmögliche
    Er unterscheidet,
    wählet und richtet;
    er kann dem Augenblick
    Dauer verleihen.

    Er allein darf
    den Guten lohnen,
    den Bösen strafen,
    heilen und retten,
    alles Irrende, Schweifende
    nützlich verbinden.

    Und wir verehren
    die Unsterblichen,
    als wären sie Menschen,
    täten im großen,
    was der Beste im kleinen
    tut oder möchte.

    Der edle Mensch
    sei hilfreich und gut!
    Unermüdet schaff‘ er
    das Nützliche, Rechte,
    sei uns ein Vorbild
    jener geahneten Wesen!

    – Wo anders in der westlichen Zivilisation kamen die Menschen dem Göttlichen in Goethes Versen näher, als in den drei europäischen Kaiserreichen? Im Guten wie im Bösen, denn das Göttliche ist stets neutral. Die Werke und Biographien eines Leo Tolstoi, eines Albert Schweitzer oder eines Anton Webern bieten zahlreiche Bezugspunkte dazu. Drei herausragende Geister stellvertretend für Unzählige in diesen drei Reichen, sind sie auch gleichzeitig Beispiele für die Individualität und Einmaligkeit des Menschen. Des ungenormten Menschen.

    Den Menschen bessern? Nach welchem Vorbild? Den „besseren“ Menschen zu schaffen, hat nur der Totalitarismus zum Ziel. Eine gute und gerechte Staatsform nimmt den Menschen wie er ist und führt ihn an die Pforten zum Göttlichen.

    Danke, für Ihren Sonntagsaufsatz, Herr Bauer!

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