astEntdecke Deutschland Deine Heimat, die Heimat der Friesen ist der wahre Gegensatz zur Heimat der Bayern, plattes Land und bei Ebbe kann man mit erfahrenen Führern die Ostfriesischen Inseln erwandern, aber das ist zumindest so strapaziös wie das Ersteigen eines Gipfels. In den 50 er und auch noch anfang der 60 er war Schillig im Friesland die Badewanne der Malocher des Ruhrpotts. Es war mit dem Zug erreichbar und der Geldbeutel reichte gerade eben noch. Nach Bayern oder gar über die Alpen konnten sich die wenigsten leisten. Auch Kinderverschickung war angesagt, gute Seeluft blies den Kohledreck aus den Lungen. Mein Vater sorgte als Betriebsrat auch für meine Verschickung nach Schillig, 4 Wochen in alten DRK Baracken, die bis zum Ende des Krieges den Verteidigern von Wilhemshaven dienten. Der Ortsflecken Schillig, auch Schillighörn genannt, liegt genau an der westlichsten Ecke des Jadebusens. Es war zunächst ein ärmliches Nest mit nur wenigen Einheimischen und einigen flachen Häusern, die eher Baracken ähnlich waren. Duschen durfen wir einmal in der Woche in einem alten, aber noch funktonsfähigen, ehemaligen Bunker. Der Betriebsrat aus der Fabrik, der Schillig quasi als Ferienort wiederentdeckte, kannte fast alle Schilliger persönlich. Es sprach sich in Wanne-Eickel, Bochum und Herne herum, daß man dort Urlaub verbringen konnte, mit bezahlbarer Unterkunft und beim Ortswirt gab es noch einen deftigen Eintopf. Jede mögliche Räumlichkeit vermieteten die Friesen und zogen mit ihrer, damals meist noch großen Familie, lieber in den eigenen Keller, um ja nicht auf die Einnahmen der Urlauber verzichten zu müssen. Die Saison an der harten Nordsee war ohnehin nur kurz. Wir Kinder waren ständig auf der Suche nach Strandschätzen, Seesterne und große Muscheln waren in diesem riesigen Wattenmeer eher selten. Heute ist Schillig nicht mehr wiederzuerkennen, zwischen Horumersiel und Schillig ist wohl der größte Stellplatz für Wohnwagen und Wohnmobile entstanden. An den ehemals grünen Strand wird alljährlich Sand in riesigen Menge gepumpt. Auch 4 Sterne plus Wellness-Hotels fehlen nicht. Ob dieser Massentourismus heute von freien Friesen betrieben wird, das weiß ich nicht. Es ist schon 3 Jahrzehnte her, daß ich letztmalig dort war, es war Hochsommer, dennoch konnte man nicht einmal einen Zeh ins Meer stecken, so erbärmlich war das Wetter. Diese steife Brise, die dort eine Woche anhielt, war nur mit einem herben 0,2 Jever-Pils, und davon mehrere, das nur zur Orientierung für echte Bayern, die bei dieser Bierglasfüllung die Nase rümpfen, und einem Aquavit-Linie zu ertragen. Schon damals gab es keinen freien Zugang von Wilhelmshaven bis Emden mehr zur Nordsee. Wer über den Deich wollte, der mußte Eintritt bezahlen oder eine Kurkarte vorzeigen. Übrigens sind nur die Nordfriesen als nationale Minderheit in Deutschland anerkannt. Der Lehrer Quedens auf Amrum, fast jeder Zweite heißt dort so, zumindest auf dem Inselfriedhof bekommt man diesen Eindruck, erklärte mir, wir Nordfriesen waren schon immer unbeugsame freie Menschen, die dänischen Geldeintreiber wurden auch mal umgebracht, mit falsch gesetzten Leuchtfeuern brachten wir auch hin und wieder ein Schiff zum Auflaufen, das wir dann plünderten. Wir waren Walfänger auf der ganzen Welt, aber auch Strandpiraten. Heute nehmen wir die Touristen aus, Amrum und Sylt sind wirklich teure Inseln. Der Nachteil, die Bodenpreise werden unbezahlbar und die „freien Friesen“ verlieren ihre Heimat, sie verkaufen ihre Heimat und verlassen die Inseln.
mfg J.H.