Ein Volk, will es existieren, darf seine Toten und Gefallenen nicht vergessen. Im letzten Jahr schrieben wir folgende Sätze am Volkstrauertag: „Je mehr wir uns zeitlich von den großen Kriegen entfernen, werden die Reden der Offiziellen immer wirklichkeitsfremder, ja sogar abstoßend. Es gibt kaum noch einen Bericht in der örtlichen Zeitung über die Veranstaltungen zum Volkstrauertag, bei denen sich die Redner, meist die Bürgermeister, an Selbstgeißelung des eigenen Volkes nicht übertreffen. Als wenn sie eine staatliche Vorlage für ihre Reden hätten, die sie halten müssen. Wahrscheinlicher ist aber, daß sie das freiwillig tun. Es gibt sie aber auch noch, die Würde des Gedenkens, die den Toten gerecht wird, wenn ein Bürgermeister, der Pfarrer, einfach die Namen der Toten der Gemeinde vorliest, eine Kerze angezündet wird, die Fahnen sich senken, das Lied „ich hatte einen Kameraden“ erklingt.“
Auch in diesem Jahr klingelt es an meiner Tür. Ein großer Mann in der Uniform eines Bundeswehrreservisten steht auf dem Hausstein und sammelt Geld für die Pflege deutscher Kriegsgräber. Es ist für mich und meine Frau selbstverständlich, daß wir eine Spende geben. Dem Schwiegervater haben wir versprochen das Grab seines Bruders, der in den letzten Kriegstagen in Lettland gefallen ist, zu suchen. Beim Besuch eines großen Gefallenenfriedhofes in Riga konnten wir keinen Hinweis auf ein Grab des Bruders finden. So bleibt uns nur übrig, jedes Jahr neu auf Spurensuche über den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. zu gehen.
Junge Niederschlesier pflegen still und leise seit Jahren Gräber und Denkmäler in den ehemaligen deutschen Ostgebieten und im Sudetenland. Das tun sie unter dem Stichwort „Vergißmeinnicht“. Jährlich informieren sie mich über ihre Arbeit, die jetzt sogar bei einigen jungen Polen Anklang und Unterstützung findet.
Selbstverständlich erhalten auch die einen Obolus für ihre aufopferungsvolle Arbeit.
J.H.
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