Verkaufe Deine Seele nicht!


Was nützt Dir ein Dr. Faust zu sein, wenn Du Deine Seele verlierst?

Beobachtungen in der Leipziger Mädlergasse an der Skulptur des Dr. Faust mit dem Mephisto. Vorbeieilende streicheln die Füße des Dr. Faust, schon richtig blank gerieben, und hoffen, abergläubisch wie sie sind, auch ein bißchen von Faust abzubekommen. Ein holländischer Tourist fragt den fotografierenden Schreiber dieser Zeilen, was machen denn die Leute da? Die Antwort, „tun Sie es auch, ich werden es Ihnen hinterher erklären“. Der Holländer streicht über den Schuh von Dr. Faust. “Jetzt sind sie so etwas wie Dr. Faust, haben aber gleichzeitig Ihre Seele dem Teufel verkauft”. Der Holländer erschrickt und verschwindet schnell mit seiner Frau in der Menge.

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  1. Posted by Suum Cuique on 31. August 2012 at 16:07

    „Was nützt Dir ein Dr. Faust zu sein, wenn Du Deine Seele verlierst?“

    – Oswald Spengler bezeichnete unsere Kultur auf überzeugende Weise „faustisch“. In uns allen steckt etwas von jenem legendären Dr. Faust.

    „Habe nun, ach! Philosophie,
    Juristerei und Medizin,
    Und leider auch Theologie
    Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
    Da steh ich nun, ich armer Tor!
    Und bin so klug als wie zuvor…“

    – Ja, wir kleinen, armen Geister. Kaum glauben wir etwas erfaßt zu haben, stellen sich erneut im stillen Kämmerlein Fragen, Zweifel ein. Doch, das soll uns nicht aufhalten:

    „Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
    Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel –
    Dafür ist mir auch alle Freud entrissen,
    Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,
    Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,
    Die Menschen zu bessern und zu bekehren.“

    – Trotzdem wagen wir es. Machen aus Guten die Bösen. Vergehen uns gegen die Natur und das Leben:

    „Heinrich! Mir graut’s vor dir!“

    – Niemals entsprach der Dr. Faustus mehr dem deutschen Spiegelbilde als in unseren Tagen. Ein Volk von seelenlos Getriebenen?

    Aber war es nicht gerade auch die im Faustischen steckende Ambivalenz, die der abendländischen Kultur ihre einzigartige geistige Freiheit und Vielgestaltigkeit verlieh?
    Will man sich nun wirklich in letzter faustischer Konsequenz ihrer entledigen?

    Schade, daß dieses deutsche Volk mit dem immer spürbarer werdenden Verlust seiner Identität auch die Fähigkeit zu verlieren beginnt, sich in selbstkritischer Reflektion in seiner Nationalliteratur wiederzufinden.

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